Zürich Marathon 1. April 2007
Ja, wie schnell soll man denn laufen? Diese Frage beschäftigte mich noch vor keinem Lauf so sehr wie vor meinem zweiten Marathon. 3:34 Stunden war ich vor drei Jahren gelaufen. So schnell würde es diesmal nicht werden, das war mich von allem Anfang an klar. Damals war für mich alles optimal gelaufen: 0:54, 0:54, 0:54 und 0:52 waren meine Viertelmarathon-Abschnittszeiten, ich absolvierte die letzten beiden Kilometer jeweils unter 4:40, ich genoss die stimmungsvolle Kulisse, und ich hatte keine einzige Krise. Schon damals war mir klar: Wenn du das nächste Mal wieder an einem Marathon startest, willst du unter 3:30 laufen. Und genau dies hielt mich in den beiden folgenden Jahren davon ab, einen zweiten Marathon zu bestreiten. Ich wollte verhindern, dass das tolle Erlebnis von einem Horror-Marathon überlagert wird. Also nahm ich mir vor, entweder gar keinen Marathon mehr zu laufen, oder aber dies erst dann zu tun, wenn meine innere Einstellung dazu stimmte, will in meinem Alter sagen: Der Genuss steht im Vordergrund.
Dieses Jahr nun glaubte ich mich reif dazu. Zu einem grossen Teil verdanke ich dies wohl meinem Entschluss im letzten Oktober, fortan jeden Tag zu laufen. In der Zwischenzeit sind es 180 Tage, sprich: Der Zürich Marathon fiel mit meinem Halb-Jahr-Jubiläum zusammen. Die Täglich-Lauferei gab mir eine Ruhe, liess mich das ganze wesentlich relaxter angehen. Nicht mehr das Resultat ist das Ziel eines Wettkampfs, sondern der Weg: der Weg zum Lauf selber und der Weg zum Ziel des Wettkampfs.
Also, noch einmal die Frage: Wie schnell? Unter 4 Stunden sollten es schon werden. So liess ich mir denn einen Fahrplan mit den Abschnittszeiten ausdrucken, der eine Endzeit von 3:59 Stunden vorsah. Das war nicht einfach Tiefstapelei. In der Tat wusste ich nämlich nicht so recht, wo ich denn stand. Zwischen der dritten und der sechsten Woche vor dem Wettkampf hatte ich nämlich Probleme mit meinem Knie. Es war die Phase, da ich gerne etwas Tempotraining eingeschoben hätte. Denn ich bin überzeugt: Wer kein Tempotraining (Intervall, Sprints, Fahrtspiele, Pyramidenläufe etc.) macht, kann sich auch auf meinem bescheidenen Niveau nicht verbessern. Die langen Läufe sind zwar überlebenswichtig dafür, einen Marathon zu überstehen, der Geschwindigkeit sind sie aber nicht förderlich - im Gegenteil (Schlappschritt und so).
Andererseits war ich bei meinen letzten Longjogs, die ich meist im Grundlagenausdauerbereich 1 (70 bis 75 Prozent des Maximalpulses) absolviere, immer schneller geworden: von anfänglich 6:00 Minuten pro Kilometer auf zirka 5:40, was ja dann für die 4:00 Stunden gereicht hätte.
Doch am Start lief dann alles anders, was meinen Fahrplan am Handgelenk zur Makulatur verkommen liess. Ich startete gemeinsam mit Edi, und mit ihm lief ich auch das erste Viertel in 0:55.16. Dies entsprach einem Schnitt von 5:14, Verzögerungen beim Start eingerechnet, und brachte mich auf den 488. Zwischenrang in meiner Altersklasse. Nach einem Weilchen holten wir die Tempomacher für eine Endzeit von 3:45 Stunden ein - und überholten sie auch gleich. Mir wurde es langsam mulmig, und ich forcierte mein Tempo nicht mehr weiter, sondern liess es rollen. Edi beschleunigte, mir war das zu risikovoll.
Das zweite Viertel bis zur Halbmarathondistanz absolvierte ich in 54:55 (5:12 pro Kilometer, 465. Rang in meiner AK), das dritte Viertel in 56:02 (5:18 pro Kilometer, 393. Rang in meiner AK). Doch der spannendste Teil, das war mir klar, kam erst jetzt. Das letzte Viertel, der Abschnitt der grossen Krisen, Hammermann-Attacken und Hungeräste. Der Abschnitt aber auch, auf dem man Unmengen Zeit liegenlassen konnte. Eines meiner Ziele war es, mit Anstand und ohne unnötiges Leiden über die Distanz zu kommen. Ich weiss, es gibt Leute, die können das nicht begreifen. Leute, die der Meinung sind, man müsse seine Möglichkeiten voll ausschöpfen, Leiden gehöre zum Laufen. Ich brauch das nicht mehr.
Auf diesen letzten 10,55 Kilometer kam mir entgegen, dass die Strecke weitgehend durch die City führte, durch jenen Teil des Laufs also, wo die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer am Strassenrand stehen. Und dies motiviert. Trotzdem, die letzten beiden Kilometer wurden dann doch noch ziemlich hart (die Zielgerade muss zirka 15 Kilometer lang gewesen sein), aber ich konnte, entgegen meinem Gewühl während des Lauf, meine Pace fast halten. Mit 56:27 Minuten (5:21 pro Kilometer, 287. Rang) war das letzte Viertel diesmal mein langsamstes. Dennoch machte ich noch eine Menge Plätze gut. Wer in unserer Leistungsklasse das Tempo bis zum Ende durchziehen kann, wird sozusagen schneller, denn dies gelingt nur wenigen, der weitaus überwiegende Teil wird teils deutlich langsamer.
Am Ende reichten die 3:42.41 Stunden zum 2346. Rang unter den 4641 Finishern, womit ich ziemlich genau in der Mitte der Rangliste platziert bin. Ich bin also ein sehr durchschnittlicher Marathonläufer. Keine Heldentat zwar, ich weiss, aber ich bin damit absolut zufrieden. Wie sagte mir Markus Ryffel, seines Zeichens immerhin Olympia-Silbermedaillengewinner über 5000 Meter? "Unter 4 Stunden zu laufen - das braucht schon was." Dann sind wir ja stolz. Ja, genau: stolz und unglaublich zufrieden, dass mir das grosse Leiden auch diesmal erspart blieb.
Dieses Jahr nun glaubte ich mich reif dazu. Zu einem grossen Teil verdanke ich dies wohl meinem Entschluss im letzten Oktober, fortan jeden Tag zu laufen. In der Zwischenzeit sind es 180 Tage, sprich: Der Zürich Marathon fiel mit meinem Halb-Jahr-Jubiläum zusammen. Die Täglich-Lauferei gab mir eine Ruhe, liess mich das ganze wesentlich relaxter angehen. Nicht mehr das Resultat ist das Ziel eines Wettkampfs, sondern der Weg: der Weg zum Lauf selber und der Weg zum Ziel des Wettkampfs.
Also, noch einmal die Frage: Wie schnell? Unter 4 Stunden sollten es schon werden. So liess ich mir denn einen Fahrplan mit den Abschnittszeiten ausdrucken, der eine Endzeit von 3:59 Stunden vorsah. Das war nicht einfach Tiefstapelei. In der Tat wusste ich nämlich nicht so recht, wo ich denn stand. Zwischen der dritten und der sechsten Woche vor dem Wettkampf hatte ich nämlich Probleme mit meinem Knie. Es war die Phase, da ich gerne etwas Tempotraining eingeschoben hätte. Denn ich bin überzeugt: Wer kein Tempotraining (Intervall, Sprints, Fahrtspiele, Pyramidenläufe etc.) macht, kann sich auch auf meinem bescheidenen Niveau nicht verbessern. Die langen Läufe sind zwar überlebenswichtig dafür, einen Marathon zu überstehen, der Geschwindigkeit sind sie aber nicht förderlich - im Gegenteil (Schlappschritt und so).
Andererseits war ich bei meinen letzten Longjogs, die ich meist im Grundlagenausdauerbereich 1 (70 bis 75 Prozent des Maximalpulses) absolviere, immer schneller geworden: von anfänglich 6:00 Minuten pro Kilometer auf zirka 5:40, was ja dann für die 4:00 Stunden gereicht hätte.
Doch am Start lief dann alles anders, was meinen Fahrplan am Handgelenk zur Makulatur verkommen liess. Ich startete gemeinsam mit Edi, und mit ihm lief ich auch das erste Viertel in 0:55.16. Dies entsprach einem Schnitt von 5:14, Verzögerungen beim Start eingerechnet, und brachte mich auf den 488. Zwischenrang in meiner Altersklasse. Nach einem Weilchen holten wir die Tempomacher für eine Endzeit von 3:45 Stunden ein - und überholten sie auch gleich. Mir wurde es langsam mulmig, und ich forcierte mein Tempo nicht mehr weiter, sondern liess es rollen. Edi beschleunigte, mir war das zu risikovoll.
Das zweite Viertel bis zur Halbmarathondistanz absolvierte ich in 54:55 (5:12 pro Kilometer, 465. Rang in meiner AK), das dritte Viertel in 56:02 (5:18 pro Kilometer, 393. Rang in meiner AK). Doch der spannendste Teil, das war mir klar, kam erst jetzt. Das letzte Viertel, der Abschnitt der grossen Krisen, Hammermann-Attacken und Hungeräste. Der Abschnitt aber auch, auf dem man Unmengen Zeit liegenlassen konnte. Eines meiner Ziele war es, mit Anstand und ohne unnötiges Leiden über die Distanz zu kommen. Ich weiss, es gibt Leute, die können das nicht begreifen. Leute, die der Meinung sind, man müsse seine Möglichkeiten voll ausschöpfen, Leiden gehöre zum Laufen. Ich brauch das nicht mehr.
Auf diesen letzten 10,55 Kilometer kam mir entgegen, dass die Strecke weitgehend durch die City führte, durch jenen Teil des Laufs also, wo die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer am Strassenrand stehen. Und dies motiviert. Trotzdem, die letzten beiden Kilometer wurden dann doch noch ziemlich hart (die Zielgerade muss zirka 15 Kilometer lang gewesen sein), aber ich konnte, entgegen meinem Gewühl während des Lauf, meine Pace fast halten. Mit 56:27 Minuten (5:21 pro Kilometer, 287. Rang) war das letzte Viertel diesmal mein langsamstes. Dennoch machte ich noch eine Menge Plätze gut. Wer in unserer Leistungsklasse das Tempo bis zum Ende durchziehen kann, wird sozusagen schneller, denn dies gelingt nur wenigen, der weitaus überwiegende Teil wird teils deutlich langsamer.
Am Ende reichten die 3:42.41 Stunden zum 2346. Rang unter den 4641 Finishern, womit ich ziemlich genau in der Mitte der Rangliste platziert bin. Ich bin also ein sehr durchschnittlicher Marathonläufer. Keine Heldentat zwar, ich weiss, aber ich bin damit absolut zufrieden. Wie sagte mir Markus Ryffel, seines Zeichens immerhin Olympia-Silbermedaillengewinner über 5000 Meter? "Unter 4 Stunden zu laufen - das braucht schon was." Dann sind wir ja stolz. Ja, genau: stolz und unglaublich zufrieden, dass mir das grosse Leiden auch diesmal erspart blieb.
ariman - 2. Apr, 12:19